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Trump und Brexit als Risiko

Kö-Chemie hat gutes Geschäftsjahr hinter sich – Über 172 Millionen Euro Umsatz

Es war erneut ein gutes Geschäftsjahr für die Kömmerling Chemische Fabrik GmbH. Das geht aus einem Bericht hervor, den Geschäftsführer Bernd Helfrich gestern vorlegte. Das Unternehmen hat beim Umsatz deutlich zugelegt, nicht zuletzt aufgrund des englischen Standortes in Preston bei Manchester. Doch auch in Pirmasens läuft es gut, hier soll im aktuellen Geschäftsjahr kräftig investiert werden.

Eine Kömmerling-Mitarbeiterin bei der Herstellung von Klebstoff. Die Firma ist laut Geschäftsführer Bernd
Helfrich Technologie-Marktführer in der Branche.
Eine Kömmerling-Mitarbeiterin bei der Herstellung von Klebstoff. Die Firma ist laut Geschäftsführer Bernd Helfrich Technologie-Marktführer in der Branche.

172,6 Millionen Euro Umsatz stehen zusammengenommen bei allen europäischen und asiatischen Standorten unterm großen Strich. Das bedeutet eine Steigerung von zehn Prozent im abgeschlossenen Geschäftsjahr, das von 1. Oktober 2015 bis zum 30. September 2016 gerechnet wird. Vor Steuern steht ein Gewinn von 14,3 Millionen Euro in den Geschäftsbüchern. Die Hälfte des Umsatzwachstums geht laut Helfrich auf den Standort Preston zurück. In der nordwestenglischen Stadt hat der Dicht- und Klebstoffhersteller im April 2015 die Firma Chemical Innovation übernommen, die in diesem Fiskaljahr erstmals voll durchschlage. Dort wird die Cilbond-Produktreihe produziert, Haftvermittler, die bei Gummi-Metall-Verbindungen eingesetzt werden. Die andere Hälfte sei auf klassisches organisches Wachstum zurückzuführen. In den USA und Asien hätten vor allem Isolierglasdichtstoffe – rund 52 Prozent des Umsatzes gehen auf dieses Geschäftsfeld zurück – zugelegt, in Deutschland sorgten vor allem Klebstoffe für Fahrzeuge und Industrieanwendungen für klingelnde Kassen. Etwas weniger als ein Drittel des Umsatzes macht Kö-Chemie in deutschen Landen.

Hierzulande betreibt Kö-Chemie noch einen Produktionsstandort im niedersächsischen Langelsheim, gesteuert wird das global agierende Unternehmen aber von Pirmasens aus. Dass die amerikanische Muttergesellschaft Royal Adhesives & Sealants und der Investor American Securities das so sehen, freut Helfrich: „Das ist ein Vertrauensbeweis und stärkt den Standort.“ Froh ist er auch darüber, dass für das aktuelle Geschäftsjahr das Investitionsbudget für alle europäischen Standorte von fünf auf acht Millionen Euro erhöht worden ist. Der Schwerpunkt dabei ist Pirmasens mit rund 75 Prozent des Volumens. Investiert wird das Geld in Silo- und Produktionsanlagen sowie in die Prüf- und Messtechnik. Auch die Kapazität soll erweitert werden. „Wir sind trotz beengtem Platz gewachsen, haben jetzt aber einen Punkt erreicht, an dem investiert werden muss“, begründet Helfrich die angedachte Verdoppelung der Lagerkapazität auf dem Staffelhof. Das 17 000 Quadratmeter große Gelände sei gering bebaut und auf Erweiterung ausgelegt. Es sei theoretisch auch möglich, Teile der Produktion dorthin zu verlegen. Im Frühjahr sollen die Arbeiten dafür beginnen. In Pirmasens verdienen 335 Mitarbeiter bei Kö-Chemie ihre Brötchen, weltweit sind es 463.

Ein Großteil des Budgets 2017 wird in Pirmasens investiert

 

Die Muttergesellschaft, so Helfrich, hat gesehen, dass die Wachstumsstrategie aufgegangen ist. Deshalb gebe es auch für das kommende Finanzjahr „ehrgeizige Wachstumspläne“, die 180-Millionen-Marke beim Umsatz soll geknackt werden. Bernd Helfrich sieht Kömmerling auf einem guten Weg. Das Unternehmen bewege sich in Märkten, die Wachstumspotenziale hätten. Die aktuellen Geschäftszahlen würden das belegen, denn im Vergleich zu 2016 hätte Kö-Chemie bereits zugelegt. Dennoch sei das Vorhaben kein Selbstläufer: Der Brexit und die politischen Rahmenbedingungen in den USA unter Präsident Donald Trump seien Risiken, die man zu spüren bekommen könnte. In Großbritannien sei die Nachfrage bereits etwas gedämpft und auch die angedrohten Zölle in Amerika würden das Unternehmen treffen, gibt Helfrich zu. Ein wichtiges Ziel sei auch, sich als starke Arbeitgebermarke darzustellen. Dafür habe die Firma ihren Internet-Auftritt überarbeitet. „Man muss ja der Webseite nicht ansehen, dass wir 120 Jahre alt sind“, scherzt Helfrich. (pci).

Quelle: Pirmasenser Zeitung, Samstag, 11. Februar 2017