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Kö-Chemie will weiter wachsen

Hersteller von Dicht- und Klebstoffen investiert Millionen Euro in Pirmasens

"2015 war ein erfolgreiches Jahr für Kömmerling und wir wollen weiter wachsen". Dies sagte Geschäftsführer Bernd Helfrich, als er gestern die Eckdaten der Kömmerling Chemischen Fabrik GmbH vorlegte. Beim Umsatz gelang mit einem Zuwachs von 5,5 Prozent auf 149,9 Millionen Euro fast eine Punktlandung. Für die Standorte Pirmasens und Langelsheim bei Goslar steht unterm Strich ein leicht gestiegenes Jahresergebnis von 11,7 Millionen Euro.

Im laufenden Geschäftsjahr (bilanziert wird von Oktober bis Ende September) ist ein Wachstum von sechs Prozent angepeilt. Doch Helfrich weiß, dass es angesichts der derzeitigen Turbulenzen in China und der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland nicht so einfach wird, diese Vorgaben zu erreichen. "Das wird Spuren hinterlassen". Die dort erwarteten Rückgänge müssten auf anderen Märkten wettgemacht werden. In China ist ein großer Hersteller von Solarmodulen Kö-Kunde. Der baut vor Ort Solarfarmen und sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Helfrich rechnet hier mit deutlich geringeren Umsätzen. China, wo Kö-Chemie mit 27 Mitarbeitern selbst produziert, bleibe aber ein interessanter Markt. Hier will Helfrich stärker ins Geschäft mit Isolierglas-Dichtstoffen einsteigen. Angedacht ist auch, Kleber für die Nutzfahrzeugindustrie zu liefern.

Große Hoffnungen setzt der 52-Jährige in den nächsten Jahren in die Chemical Innovation in Preston, die zum 1. April 2015 übernommen wurde und somit im laufenden Finanzjahr erstmals voll durchschlägt. Das Unternehmen in der Nähe von Manchester stellt Haftvermittler für die Nutzfahrzeugsparte her. Wie Bernd Helfrich erklärte, werden mit Hilfe dieser Stoffe unter Druck und Hitze zum Beispiel Gummi- und Metallteile miteinander verbunden. In Preston arbeiten 40 Mitarbeiter. Einschließlich des Geschäftsbereichs, der sich jetzt Cilbond nennt, erwirtschaftete Kö-Chemie im vergangenen Finanzjahr bereits 157,1 Millionen Euro.

In England lief es für das Unternehmen, das mit 304 Beschäftigten seinen mit Abstand größten Standort in Pirmasens hat, im abgelaufenen Wirtschaftsjahr mit einem Wachstum von 20 Prozent sehr gut. Auf der Insel gebe es noch viele einfach verglaste Fenster. Von diesem Investitionsstau habe Kö-Chemie mit seinen Isolierglas-Dichtstoffen profitiert. Doch die Geschäfte liefen jetzt schwächer, verweist Helfrich auf die aktuellen Trends.

Auch in den USA, wo die Konjunktur wieder anzieht, spürt Kömmerling-Chemie eine stärkere Nachfrage nach Fensterdichtstoffen. Positiv für den Absatz sei auch der schwache Dollar. Das Unternehmen erwirtschaftet 68 Prozent des Umsatzes außerhalb von Deutschland. Davon 40 Prozent allein im EU-Raum. Insgesamt werden rund 700 Kö-Kleber und –Dichtstoffe in 70 Länder verkauft.

Ein Mitarbeiter beim Abfüllen von Dichtstoff. (Fotos: Kömmerling)

Ein Mitarbeiter beim Abfüllen von Dichtstoff. (Fotos: Kömmerling)

 

HINTERGRUND

Starke Verbindungen

Weltweit beschäftigt die Kömmerling Chemische Fabrik 440 Menschen, 304 davon in Pirmasens. Der Umsatz lag im Finanzjahr 2015 bei 157 Millionen Euro. Die Sparte Glasdichtstoffe erwirtschaftete 53 Prozent. 31 Prozent zum Umsatz trugen Kunden aus dem Transportbereich bei. Industrie und Bau machten 13 Prozent und die erneuerbaren Energien drei Prozent aus. Unter der Überschrift "Starke Verbindungen" hat das 1897 gegründete Unternehmen einen neuen Image-Prospekt herausgegeben. Jetzt soll auch der Internet-Auftritt modernisiert werden. (pio)

Wegen des hohen Wettbewerbsdrucks derzeit kein Wachstum im Inland

Im Inland gebe es derzeit kein Wachstum. Grund: der hohe Wettbewerbsdruck aus Osteuropa. Zwar seien Rohstoffe billiger geworden, diese Einsparungen müssten aber an die Kunden weitergegeben werden. Helfrich freut sich, dass die American Securities (New York) als neuer Eigentümer den Wachstumskurs voll mitträgt und die Mittel für Investitionen um 25 Prozent auf fünf Millionen Euro in Europa aufgestockt hat. Schwerpunkt sei der Maschinenpark in der Zweibrücker Straße.

Beim eingeschlagenen Wachstum setzt Helfrich auf jeden Mitarbeiter. Denn Teamgeist sei wichtig, um die Herausforderungen zu meistern. Deshalb ist auch Gesundheit, Prävention und Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein wichtiges Thema. "Die Leute sollen sich bei uns wohl fühlen". Da das Unternehmen kontinuierlich wächst, steigt auch der Flächenbedarf. Deshalb sei er mit Profine im Gespräch, berichtete Helfrich. Er freue sich, dass die Profine GmbH in Pirmasens erweitern wolle. Ein zweites Werk auf dem leergeräumten H. B. Fuller-Gelände auf der anderen Straßenseite hält er für keine so gute Idee. (pio)

Quelle: Pirmasenser Zeitung, 30. Januar 2016

Mit Spaß bei der Arbeit: die Produktion von reaktivem Klebstoff. (Fotos: Kömmerling)

Mit Spaß bei der Arbeit: die Produktion von reaktivem Klebstoff. (Fotos: Kömmerling)